Von: Ines Michel
Die Tage werden kürzer. Das Wetter ist immer öfter unwirtlich, grau und nebelig. Gerade an klassischen Herbsttagen fällt auf, wenn auf dem Zugersee ein Ruderboot unterwegs ist. Der Rudersport verlangt von seinen Athletinnen und Athleten einiges ab, formt Charakter und Persönlichkeit. «Es ist das Gesamtpaket aus Team, Clubleben, sportlichen Ambitionen und das eigentliche Rudern, welches mich so begeistert», schwärmt David Bisang. Der amtierender U17 Schweizer Meister im Einer trainiert im Regattateam des See-Clubs Zug.
Das perfekte Ruder-zu-Hause.
Der See-Club Zug bietet jungen Sportlerinnen und Sportlern das perfekte Ruder-zu-Hause. Das Trainingsangebot ist umfang- reich, die Betreuung professionell. Das zeigt sich auch an den Resultaten.
Die diesjährigen Schweizer Meisterschaften sind vor allem in den U15 und U17 Kategorien äusserst erfolgreich verlaufen. Und auch der Trainingswille der Sportlerinnen und Sportler ist spürbar: «Wir haben ein sehr lustiges Team, was einen ebenfalls motiviert ins Training zu gehen», stellt David Bisang fest. Aktuell amtet der See-Club Zug als erfolgreichster Club im Nachwuchsbereich. Und auch zum Jahresende konnte der See-Club Zug einige schöne Erfolge feiern.
Bern Boat Race, SilverSkiff Trophy Turin und Langstreckentest in Mulhouse.
Mitte Oktober fand das bislang fünfte Bern Boat Race statt. Die 10,4 Kilometer lange Rennstrecke mit halbzeitiger Wendemarke beeindruckte die See-Clübler wenig. Mit David Bisang konnte es in der Kategorie U17 niemand aufnehmen. Mit über zwei Minuten Vorsprung konnte er sich die Goldmedaille im Einer sichern. Obwohl dieses Rennen für David in erster Linie als Belastungstest und als Vorbereitung für den ersten Lang- streckentest gedacht war. In einer normalen Woche ohne Rennen stehen für den Kantonsschüler 9 bis 10 Trainingseinheiten auf dem Programm. Diese variieren zwischen Rudern, Krafttraining, Ergometer- oder alternativem Training. «Dieser Aufwand ist auch erforderlich, wenn man vorne mitmischen will», weiss David.
Ebenfalls bärenstark in Bern unterwegs waren die Geschwister Dario und Jannic Schuler im Doppelzweier. Auch sie setzten sich gegen die Konkurrenz durch. «Mich motiviert es sehr, wenn ich gegen andere gute Ruderer gewinnen kann», meint Jannic Schuler. Der 14-Jährige Zuger, der in seinen Ferien gerne ins Bünderland und in die Berge geht, hat grosse Ziele: «In der Zukunft möchte ich in das Nationalkader kommen und internationale Wettkämpfe für die Schweiz fahren.» Dafür arbeitet er hart an sich. 7 bis 8 Trainingseinheiten pro Woche absolviert der Schüler. Der ETH-Student Bojan Reuffurth komplettierte das Trio und sicherte sich in der Elite Kategorie der Männer den hervorragenden 3. Rang.
Anfang November dann direkt das nächste Highlight im Ruderkalender: die prestigeträchtige SilverSkiff Trophy in Turin. Ein Wettkampf, der im Einer Boot über eine Distanz von 11 Kilometern ausgetragen wird und in der Ruderszene als persönliche Herausforderung gilt.
Ein Ausrufezeichen konnte das Geschwisterpaar Judith und David Bisang setzen. Beide ruderten in der Kategorie U17 in die Top Ten. «Turin war für mich eine gute Vorbereitung für den Langstreckentest in Mulhouse», resümiert Judith. «Ebenfalls war es eine tolle Erfahrung, weil Athleten von ganz Europa teilgenommen haben und die Stimmung richtig cool war.»
Bojan Reuffurt setzt ein Ausrufezeichen.
Natürlich blickten die Ruderinteressierten Ende November gespannt ins benachbarte Ausland. Der Schweizerische Ruderverband lud bei sehr guten Ruderbedingungen zum ersten Langestreckentest nach Mulhouse ein. Die 6 Kilometer lange Strecke gilt es möglichst schnell zu bezwingen um sich für einen Platz im Nationalkader zu empfehlen. Dies gelang Bojan Reuffurth ausgezeichnet. Der Spitzensportsoldat setzte sich gegen die Konkurrenz durch und unterstrich seine Ambitionen: die Qualifikation für die nächsten Olympischen Spiele. Zwar waren einige Kadersportler bei diesem Testrennen noch nicht aufgeboten, ein Ausrufezeichen setzte Bojan aber allemal.
Auch unter die Top Ten ruderte Ivo Loepfe. Mit dem 19-Jährigen Youngstar kann in Zukunft sicher noch gerechnet werden.
Ebenfalls begeistern konnte Jannic Schuler. Er gewann die Alterskategorie U17 mit einem hauchdünnen Vorsprung.
Beim Geschwisterpaar Judith und David Bisang lief es hingegen nicht nach Wunsch. David wurde in der zweiten Rennhälfte aufgrund gesundheitlicher Themen ausgebremst und kam so knapp zwei Minuten hinter der Spitze ins Ziel. Auch Judith konnte nicht ganz an die Leistungen in Turin anknüpfen.
Ebenso in der U19 Kategorie startete Dario Schuler. Er stieg beherzt ins Rennen ein, musste der schnellen Angangszeit dann aber Tribut zollen und baute zum Rennende spürbar ab.
Bei den Frauen zeigten Nicole Schmid und Polina Miwsnikova zwar eine kontinuierliche Leistung, für ein top Resultat reichte es bei der Konkurrenz allerdings nicht. Ähnlich erging es auch den Junioren in der Bootskategorie JM2-. Weder Alessandro Vega Ruiz mit Bootspartner Tim van der Ende noch das Duo Mick Pawlowski und Marc-Connor Stieger konnten vorne mitmischen.
Neben den Routiniers starteten Jessica Filmer und Anais Keller das erste Mal gemeinsam im Doppelzweier. Die beiden zeigten ein konsequentes Rennen und sicherten sich in einem gut besetzten Feld den dritten Rang.
Stephan Wiget zeigt sich erfreut. «Das habe ich den Zweien sehr gegönnt», fasst er zusammen. Und wie zufrieden ist der Clubcoach mit den gesamthaft gezeigten Resultaten? «Ich bin weder ent täuscht noch mega happy,» resümiert er in gewohnt nüchterner Art. «Die Resultate bewerte ich unterschiedlich, es gibt noch einiges zu tun.» Die Leistung von Bojan Reuffurth hat ihm allerdings sichtlich grosse Freude bereitet.
Und was sind die Ziele in der nächsten Saison?
Im Winter stehen noch zwei weitere Langstreckentests an. Und der Frühling kommt schneller als man denkt. Was haben sich die See-Clübler für Ziele gesetzt? David hat einen klaren Weg vor Augen: «Das Ziel ist einerseits international an den Start gehen zu können, aber auch mit dem Team im schnellen Mannschaftsbooten an den Schweizermeisterschaften erfolgreich zu sein.» Ebenfalls Jannic erhofft sich den ein oder anderen Start an einer internationalen Regatta.
Für die Indoor Schweizermeisterschaften in Zug hat er Medaillenambitionen, bei der Outdoor Schweizermeisterschaft am Rotsee möchte er im Skiff gewinnen. Will man jedoch langfristig erfolgreich sein, gilt es - neben aller Ambitionen - umso mehr die Freude am Rudersport zu behalten. «Ich möchte den Rudersport weiterhin mit viel Spass und Freude verbinden. Auch wenn sogenannte Downs ein Bestandteil vom Leistungssport sind, sehe ich diese als Chance für die Weiterentwicklung», fasst Judith zusammen.
Wir drücken die Daumen.