Bedeutung, Geschichte und Wandel.
Von: Ines Michel
Die Olympische Bewegung schaut auf eine spannende Geschichte zurück. Seit den Anfängen in der Antike befindet sich das olympische Programm im steten Wandel. Olympische Spiele greifen den Zeitgeist auf, finden in der Gegenwart statt und zeigen eine Vision für die Zukunft des Sports und der Gesellschaft.
Dabei beeinflusst die Olympische Bewegung das aktuelle Geschehen und die Entwicklungen in unserer Sportlandschaft enorm. Nach den Spielen ist vor den Spielen.
Aus der Zeit gefallen?
Für eine Sportart bedeutet die Aufnahme ins olympische Programm eine bedeutende Anerkennung und eine Chance, sich auf der weltweit grössten Sportbühne zu präsentieren.
Sportarten, welche aus dem olympischen Programm fallen, ringen nicht selten damit, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Besonders deutlich wird dies am Modernen Fünfkampf – einer Sportart, welche vom Gründervater der Olympischen Spiele der Neuzeit selbst ins Leben gerufen wurde. Der Moderne Fünfkampf musste sich in seiner olympischen Geschichte bereits mehrfach neu erfinden, um nicht aus dem Programm gestrichen zu werden. Sollte das passieren, würde diese Sportart endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Kreativität und Erfindergeist sind also gefragt, um für Zuschauer attraktiv zu bleiben und für das olympische Programm berücksichtig zu werden. Der Gedanke dahinter: Ist eine Sportart attraktiv, ist auch das öffentliche Interesse gross, die Zukunft gesichert, der Nachwuchs in der Pipeline und die Basis zum langfristigen Überleben gelegt. Und nebenbei sind wohl auch die Rahmenbedingungen günstiger, um finanziell von Sponsoren- oder Fördergeldern zu profitieren.
Das unablässig wachsende Multisportevent Olympische Spiele.
Im Laufe der Zeit haben sich die Olympischen Spiele zu einer riesigen Multisportveranstaltung entwickelt. Das olympische Programm ist stetig gewachsen, um der Vielfalt des Sports gerecht zu werden und die Attraktivität der Spiele zu steigern. Während bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit gerade einmal 43 Medaillensätze vergeben wurden, waren es in Paris dieses Jahr über 300.
Und der Gewinn einer Medaille ist für viele Sportler das erklärte Ziel überhaupt. Selbst wenn das bedeuten würde, auf Lebenszeit zu verzichten. Die Ambitionen sind also gross und der Gewinn einer Medaille verspricht Ruhm und Ehre. Und in manchen Ländern saftige Prämien und lebenslange Renten.
Der Kampf um die Aufnahme ins olympische Programm.
Wo sich einige Sportler über die Aufnahme ihrer Sportart ins olympische Programm freuen können, müssen andere den Verlust akzeptieren. Dabei batteln immer mehr Sportarten um die Plätze im olympischen Programm. Und Sportler um die begehrten olympischen Medaillen.
In den Fokus rücken dabei etablierte Sportarten, bei welchen viele Medaillensätze vergeben werden. Im Schiessen gab es bei den Olympischen Spielen 1920 ganze 21 Wettbewerbe und damit ebenso viele Medaillensätze. In Paris wurden lediglich 15 Medaillensätze vergeben. Die Reduktion erfolgt fast ausnahmslos zu Gunsten von vergleichsweise jungen Sportarten, wie zum Beispiel Mountainbiken oder Sportklettern.
Letztlich entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC) über die Aufnahme oder Streichung einer Sportart, Disziplin oder eines einzelnen Wettbewerbs.
Auch der Rudersport wandelt sich stetig.
Bereits 1896 war Rudern im olympischen Programm der Neuzeit vorgesehen, musste aber aufgrund schlechter Wetterbedingungen kurzfristig gestrichen werden. Der Rudersport gab sein Debüt an den Olympischen Sommerspielen 1900 in Paris. In gerade einmal fünf Wettbewerben wurden Medaillen vergeben.
Erst in Montreal 1976 ebnete sich auch für die rudernden Frauen der Weg zur Teilnahme an den Olympischen Spielen. In Paris 2024 wurden insgesamt 14 Wettbewerbe sowohl für Männer als auch für Frauen ausgetragen.
Leichtgewichtsklassen waren erstmals in Atlanta 1996 olympisch. Diskussionen, die Leichtgewichtsklassen aus dem olympischen Programm zu streichen, wurden erstmals 2002 geführt. Die Programmkommission des IOC sprach sich damals dafür aus, dass sich die Ausführung von Wettkämpfen in Gewichtsklassen auf Kampfsportarten mit direktem Körperkontakt und Gewichtheben beschränken sollten.
Nach 2024 fallen die Leichtgewichtsklassen aus dem olympischen Programm.
Des einen Leid, des anderen Freud. 2028 wird die Disziplin Coastal Rowing Beach Sprint erstmals ins olympische Programm aufgenommen.
Der Rudersport schafft augenscheinlich den Spagat, sich immer wieder neu zu erfinden und dabei seine Wurzeln nicht zu vergessen.
Olympische Spiele London 1948: Hans und Josef Kalt sichern sich hinter dem Team aus Grossbritannien und vor den Italienern die Silbermedaille. (Quelle www.liverpoolecho.co.uk)