Die Swiss Rowing Indoors stehen vor der Tür.
Ein Interview mit Daniel Schaer
Von: Ines Michel
Winterzeit = Ergozeit. Es ist mittlerweile anfangs Januar, das Wetter ist meist kalt und grau. Die kurzen Tage sind eine zusätzliche Challenge, wenn es darum geht, eine Trainingseinheit auf dem Wasser zu absolvieren. Der Ruderergometer als Trainingsgerät steht hoch im Kurs, will man optimal in die neue Saison starten. Getreu dem Motto “Winter Miles Make Summers Smiles” wird fleissig trainiert. Einen Höhepunkt und die erste Standortbestimmung für die neue Saison stellt das Traditionsevent Swiss Rowing Indoors dar. Die Schweizer Meisterschaften auf dem Ergometer finden jeweils Anfang des Jahres in der Sporthalle Zug statt.
Das Organisationskomitee (OK) besteht aus sechs Mitgliedern – alles Ruderbegeisterte aus den Reihen des See-Clubs Zug. Im Hintergrund sorgen rund 35 Helferinnen und Helfer für einen reibungslosen Ablauf. Seit 2016 als Präsident amtet Daniel Schaer. Auch wenn vor allem die Vorbereitung sehr routiniert abläuft - ja fast schon ein wenig langweilig -, ist der eigentliche Wettkampftag alles andere als langweilige Routine. Bis zum Schluss ist beim OK-Präsidenten eine gewisse Anspannung zu spüren: «Am meisten Respekt habe ich, bis das erste Rennen gestartet ist. Wenn das gut gelingt, dann fällt die Nervosität merklich ab», so Daniel.
Daniel, Hand aufs Herz: Wie stehst du zum Ruderergometer? «Wenn du etwas erreichen möchtest, ist das Training auf dem Ergometer matchentscheidend. Ich kenne kein effizienteres Trainingsgerät. Es gibt ausserdem kein anderes Gerät, das dir so ein gutes Feedback über deine aktuelle Form gibt. Man kann sich auf die Millisekunde genau mit der Konkurrenz vergleichen. Es ist nicht unbedingt das Gerät für Technik - da sieht man teilweise echt schlimme Sachen bei den Swiss Rowing Indoors. Dennoch war der Ergo nie mein Lieblingsgerät.»
Zum Glück keine Grundvoraussetzung, um als OK-Präsident der Swiss Rowing Indoors zu amten... Apropos: Für was bist du eigentlich verantwortlich? «In meiner Rolle als OK-Präsident halte ich die Fäden zusammen. Im Weiteren bin ich auch noch für die gesamte Infrastruktur verantwortlich und organisiere alles, was in der Halle gebraucht wird: angefangen bei der Hallenreservation, über die Materialbeschaffung bis zur Planung und Koordination der Helfereinsätze. Ebenfalls bin ich die Ansprechperson gegenüber dem Schweizerischen Ruderverband. Hier habe ich vor allem mit Christian Stofer Kontakt. Als Verbandsvertreter kommt er regelmässig zu unseren Sitzungen und bringt sich ein, falls es Neuerungen oder Einwände gibt.»
Neben Daniel Schaer sitzen noch fünf weitere Personen im OK. Dieses Jahr das erste Mal verantwortlich für die gesamte Informatik und das Race-Management ist Patrick Herger. Diese Aufgabe hatte bis letztes Jahr noch Roman Schnarwiler inne, der - wie Daniel - ebenfalls seit der ersten Stunde bei den Swiss Rowing Indoors engagiert ist und eine reibungslose Übergabe seines Amtes sicherstellen wird. Zuständig für die Finanzen ist der uns allen wohlbekannte James Meier. Deborah Birrer ist dafür besorgt, dass Preise vergeben werden können, Ines Weiss engagiert sich im Sponsoring und Chiara Studach organisiert das Catering. Und dann gibt es noch rund 35 Helferinnen und Helfer, ohne die das Event nicht durchzuführen wäre.
Für den See-Club Zug ist die Durchführung der Swiss Rowing Indoors aus mehreren Gründen von besonderer Wichtigkeit. Daniel führt aus: «Für den See-Club Zug als Veranstalter sind die Swiss Rowing Indoors ein megawichtiger Anlass, weil sie ein fixes Einkommen garantieren. Die Wichtigkeit im nationalen Ruderkalender ist ebenfalls hoch. Es ist ein Pflichtanlass für alle Kaderathleten und Athleten, welche sich für das Nationalkader empfehlen möchten. Ganz nebenbei sind es die offiziellen Schweizermeisterschaften, da möchte natürlich jeder teilnehmen. Ich schätze sehr, dass wir das Vertrauen vom Verband erhalten und diesen Wettkampf organisieren dürfen.»
Ein fixes Einkommen wird garantiert? Das klingt attraktiv. «Das ist es auch. Bis jetzt konnten wir jedes Jahr eine recht grosse Summe erwirtschaften. Wie die Regatta Lauerz haben auch wir ein eigenes Konto, das macht es organisatorisch für uns einfacher. Am Ende der Saison wird dieses Konto geleert und der verfügbare Betrag dem See-Club Zug gutgeschrieben.»
Ist die Durchführung der Swiss Rowing Indoors immer garantiert? «Garantieren können wir natürlich nie. In diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Punkt ist, dass die Veranstaltung völlig wetterunabhängig durchgeführt werden kann. Nur Corona hat uns ein bisschen ausgebremst, wobei wir mit dem Verband zusammen alles digital organisieren konnten. Das war zwar eine ziemliche Herausforderung, hat aber sehr gut funktioniert. Da war ich positiv überrascht. Ich finde ich es sehr wichtig, dass wir diesen Anlass behalten können.»
Klingt nach einer Traumveranstaltung... «Wo hat man 24 Stunden Aufwand und kann sicher einen Gewinn erwirtschaften? Wir fangen Freitagabend um 18 Uhr an und am Samstagabend um 19 Uhr ist alles wieder aufgeräumt. Dann lassen wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen und das Geld ist in der Kasse. Klar sind das intensive 24 Stunden und es braucht auch Vorbereitung dazu.»
Natürlich bleibt es nicht bei einem 24-Stunden-Engagement. Auch die Vorbereitung einer solchen Veranstaltung bedarf Zeit. Das amtierende OK arbeitet effizient und vor allem eines: Hand in Hand. Man kann sich aufeinander verlassen. Nur mit einer solch organisierten Arbeitsweise kann auch erklärt werden, warum es vor dem eigentlichen Event im Januar nur maximal drei weitere OK- Sitzungen braucht. Daneben schätzt Daniel selbst seinen Arbeitsaufwand auf etwa zwei Tage ein. Die Organisation des Race-Managements hingegen ist eine zeitintensive Angelegenheit. Bis alle Meldungen verarbeitet sind und die ganze Software bereit ist müssen ein bis zwei Wochen Zeit investiert werden.
Dass heute verhältnismässig wenig Zeit in die Durchführung dieser Veranstaltung investiert werden muss, ist einem soliden Fundament zu verdanken. Als Architekt hat es sich Daniel damals nicht nehmen lassen, die gesamte Halle persönlich auszumessen. Er wollte sicherstellen, dass für die Organisation perfekte Pläne zur Verfügung stehen. Auch das Race-Management ist heute nur so speditiv, weil Roman Schnarwiler die gesamte Software in mühsamer Arbeit auf den Anlass angepasst und vereinfacht hat. Ferner wurden neue Datenbanken angelegt, eine Homepage aufgebaut, der Anmeldeprozess digitalisiert. Zusammengefasst: in den ersten Jahren wurde ein enormer Arbeitsaufwand geleistet, der heute die Grundlage für diese effiziente Durchführung bildet.
Wo wir gerade über die ersten Schritte sprechen: wie ist der See-Club eigentlich in die Verlegenheit gekommen, diese Veranstaltung zu übernehmen? «Wir haben dieses Event von sechs ehemaligen Ruderern übernommen. Da sie das über 25 Jahre gemacht hatten, wollten sie einfach nicht mehr. Dem ehemaligen See-Club Zug-Präsidenten Christian Steiger war das damals zu Ohren gekommen. Er hat es geschafft, dieses Event zu uns zu holen, und in der Anfangszeit den Lead übernommen. Ich selbst bin von Anfang an dabei, habe das Infrastrukturressort vom ersten Tag an betreut, ebenso James und Deborah. So besteht das OK heute immer noch zur Hälfte aus dem gleichen Team wie beim Beginn im 2012. Nachdem alles eingespielt war, hat Christian den Lead an Jorgen Bauwens übergeben. Er konnte das Amt allerdings nur für ein Jahr übernehmen, da er leider weggezogen ist. Danach durfte ich dann als Präsident walten.»
Und warum wollte der See-Club sich engagieren? «Dazumal ist der See-Club Zug stark gewachsen und wir wollten als Verein Verantwortung übernehmen. Als Verein kann man nicht nur Mitglieder und Regattierende haben. Die Vereine sollten sich aktiv um den Rudersport bemühen. Zum Beispiel etwas dafür tun, dass die Regattalandschaft attraktiv bleibt. Ebenfalls haben wir die Chance gesehen, die Wichtigkeit unseres Vereins gegenüber Swiss Rowing zu vergrössern. Ich finde es cool, dass wir mit Stolz sagen können, dass wir als Club diesen Anlass organisieren.»
Und die Anstrengungen haben sich gelohnt. Heute kann festgehalten werden, dass sich die Swiss Rowing Indoors zu einem festen Bestandteil im Wettkampfkalender gemausert haben. Die Durchführung der Wettkämpfe ist professionell. Athleten und Zuschauern wird eine optimale Infrastruktur geboten. Neben einem separaten Aufwärmbereich gibt es einen Bereich, wo ausschliesslich Rennen ausgetragen werden. Ebenfalls wird die Möglichkeit zum Ausfahren nach dem Wettkampf geboten. Nicht zuletzt um den Ansprüchen einer Schweizer Meisterschaft gerecht zu werden, wurde ebenfalls bei der Präsentation und der Siegerehrung viel investiert.
Warum ist es so wichtig, den Aufwärm- und Rennbereich zu trennen? «Das ist sicherlich Geschmackssache», meint Daniel. «Ich hatte zum Beispiel recht grosse Mühe mich zu fokussieren, wenn ich meinen Kollegen beim Leiden zusehen konnte.»
Nicht nur der Wettkampf kommt professioneller daher. Ebenfalls die Anzahl der Teilnehmer ist gewachsen. «Da hat sich definitiv was entwickelt. Zu Beginn waren es etwa 450, letztes Jahr dann knapp 700 Athleten. Das ist nicht allein uns zu verdanken. Wir konnten sicher davon profitieren, dass die guten internationalen Ergebnisse das Rudern in der Schweiz gepusht haben. Übrigens haben wir noch immer den gleichen Startgeldbetrag und das, obwohl unsere Aufwände, zum Beispiel Mietpreise für Infrastruktur, immer weiter steigen. Im Jahr 2023 haben wir uns das erste Mal überlegt, diesen Betrag anzuheben, aber darauf verzichtet. Wir wollen eine gute Show und einen guten Anlass bieten.»
Daniel, du bist nun seit über zehn Jahren dabei. Denkst du als «alter Hase» an einen Rücktritt? «Mittlerweile sind wir an einem Punkt, wo ich finde, dass ein paar junge Leute zu uns ins OK kommen sollten, um – sozusagen die alten Hasen der ersten Stunde abzulösen. Wenn man eine Aufgabe über Jahre hinweg übernimmt, kommt irgendwann der Alltagstrott rein. Die Innovationskraft leidet. Ich denke, es braucht neue Leute, die bereit sind, Energie in die Swiss Rowing Indoors reinzustecken. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für neue Inputs. Zum Beispiel müsste man sich Gedanken machen, wie man den Beach Sprint Indoor einbinden könnte.»
Anmerkung: Daniel hat in der Zwischenzeit seinen Rücktritt angekündigt. Da er leider niemanden finden konnte, der seine beiden Ämter übernimmt, sind sowohl das Amt des OK-Präsidenten wie auch das Resort Infrastruktur für 2026 vakant.
Wo siehst du die grössten Herausforderungen? «Die grösste Herausforderung ist, im richtigen Moment alles parat zu haben. Dass man am Event alle Anwesenden zufriedenstellen kann, ist schwierig. Es gilt eine Mischung zu finden, dass am Schluss alle glücklich sind: vom Junior bis zum Master, vom Helfer über die Zuschauer-, bis zum Verbandspräsidenten. Ebenfalls eine Herausforderung ist es, immer wieder Helfer zu finden. Aktuell wird der Anlass en gros durch das Regattateam und ehemalige Regattierende abgedeckt. Wir haben sehr wenige Helfer aus dem Breitensportbereich und es wäre gut, wenn wir hier noch den einen oder anderen motivieren könnten.»
Gibt es noch ein Fun Fact zu erwähnen? «Wir wollten von Beginn an etwas für die jungen Sportler machen und haben den Teamsprint erfunden. Man bildet einen virtuellen Vierer, mindestens eine Dame im Team. Alle vier Ruderergometer stehen nebeneinander und sind miteinander verbunden. Also siehst du auf deiner Anzeige, wie du 1000 Meter in Rekordtempo unter 1 Minute abspulst. Das spornt nicht nur die Jüngeren an. Ebenfalls haben wir die Älteren vermehrt motivieren können, doch nochmal mitzumachen – da reicht die Puste noch für aus 😉.»
Und zum Abschluss: Was sind deine schönsten Erlebnisse? «Wenn zum Beispiel die schnellsten leichten Männern weniger als 2 Sekunden Abstand zueinander haben, die ganze Halle kocht und dann noch top Zeiten und neue Rekorde gefahren werden: Das sind coole Erlebnisse.»

Die gute Laune ist nicht zu übersehen - Dani bei der “Arbeit”.